Fraktion Aktuell: Verkehr in Ricklingen und Erinnerung an NS-Verbrechen

Verkehrsberuhigung vor der Grundschule Stammestraße
In der letzten Bezirksratssitzung am 18. April wurde die geplante Verkehrsberuhigung vor der Grundschule Stammestraße vorgestellt. Kernpunkt ist die Einrichtung einer Einbahnstraße in Richtung stadteinwärts. Diese Regelung bedeutet, dass – falls die Planung nicht verändert wird – in Zukunft wahrscheinlich erheblich mehr Fahrzeuge, die in entgegengesetzter Richtung fahren und ein Fahrziel in der Stammestraße bzw. deren Nebenstraßen haben, den Umweg Pfarrstraße / Ricklinger Stadtweg / Beekestraße nehmen müssen.
Wir sind erbost, weil der Bezirksrat nicht im Vorfeld eingebunden wurde, sondern jetzt vor (fast) vollendete Tatsachen gestellt wird.
Eine zusätzliche Belastung des Ricklinger Stadtwegs wollen wir auf keinen Fall. Um zu erfahren, ob dem Fachbereich ausreichende Informationen zu allen Bereichen vorliegen, haben wir in der Bezirksratssitzung am 30. Mai einige Fragen gestellt. Nämlich: Gibt es ein Verkehrsgutachten, das die Ausweichbewegungen durch die geplante geänderte Verkehrsführung vor allem auf den Ricklinger Stadtweg berücksichtigt? Wenn es ein solches Verkehrsgutachten gibt, ist der Ricklinger Stadtweg in der Lage, den Ausweichverkehr aufzunehmen? Wenn es ein solches Verkehrsgutachten nicht gibt, ist es noch geplant, bevor die Maßnahme umgesetzt wird?
Die Verwaltung antwortete, dass ein Verkehrsgutachten lediglich in der Stammestraße im Bereich der Grundschule in Auftrag gegeben wurde. Pro Tag nützten ungefähr 870 Kraftfahrzeuge die Stammestraße in Richtung Süden und ungefähr 900 in Richtung Norden. Die Verwaltung stimmte uns zu, dass bei einer möglichen Einbahnstraßenregelung der Autoverkehr den parallel verlaufenden Ricklinger Stadtweg nutzen würden. Die Verwaltung erwarte durch das Verkehrsgutachten aber keine Mehrbelastung für Anwohnerinnen und Anwohner sowohl in der Pfarrstraße als auch auf dem Stadtweg. Es seien keine weiteren Verkehrsgutachten geplant. Die vollständige Antwort der Verwaltung kann hier gelesen werden.
Errichtung einer Infotafel am Standort des ehemaligen Konzentrationslagers Hannover-Mühlenberg
Mühlenberg gehört zu den Stadtteilen, in denen noch keine Infotafel an das ehemalige KZ erinnert und aufklärt. Darum haben wir beantragt, dass eine entsprechende Infotafel errichtet wird.
Die Aufklärung über die örtliche NS-Geschichte ist eine wichtige und notwendige Aufgabe. Die Infotafel soll daher nicht nur an den Standort des ehemaligen KZ Mühlenberg erinnern, sondern auch seine Geschichte erzählen:
Zwischen dem 3. Februar und dem 6. April 1945 wurden etwa 500 KZ-Häftlinge (überwiegend polnische und ungarische Juden) in Hannover-Mühlenberg bei der Hannoverschen Motoren AG (Hanomag) zur Zwangsarbeit eingesetzt. Sie lebten dort in zuvor von anderen Zwangsarbeitern genutzten Baracken.
Am 6. April 1945 wurde das Lager in Mühlenberg geräumt und die Häftlinge mussten den sogenannten „Todesmarsch“ ins Konzentrationslager Bergen-Belsen antreten. Viele starben auf dem Weg dorthin. Ungefähr 50 Menschen, die zu krank oder zu schwach für den Marsch waren, wurden auf Mühlenberg erschossen und zurückgelassen.
Die Baracken auf dem Lagergelände wurden bis zu ihrem Abriss im Jahre 1960 als Wohnraum für Flüchtlinge im stark kriegszerstörten Hannover genutzt.
1978 errichtete die Stadt Hannover auf dem Gelände des früheren Außenlagers einen Gedenkstein. Seit 1982 befindet sich dessen Platte mit einer Inschrift im Eingangsbereich des ökumenischen Kirchencentrums am Mühlenberger Markt. Hier wird jedes Jahr zum Holocaust-Gedenktag ein Kranz niedergelegt.

Sophie Bergmann
Fraktionsvorsitzende