Ein Jahr nach dem Tod von Jhina Mahsa Amini im Iran solidarisieren wir uns erneut mit den Iranerinnen und Iranern, die tagtäglich für ihre Menschenrechte im Iran einstehen. Auf dem Opernplatz versammelten sich 350 Menschen zu einer Kundgebung.

Julia Milena Jusos

"Frau - Leben - Freiheit" schallte es am Samstag Mittag laut über den Opernplatz in Hannovers City. Mitglieder der iranischen Community und zahlreiche Hannoveraner:innen hatten sich versammelt, um den Getöteten des iranischen Regimes zu gedenken. Im Iran werden täglich Protestierende willkürlich inhaftiert. Die politischen Gefangenen werden teils öffentlich hingerichtet. Neben den Besucher:innen der Kundgebung solidarisierten sich auch die Landtagspräsidentin Hanna Naber und die stellv. Ministerpräsidentin Julia Willie Hamburg. Ministerpräsident Stephan Weil meldete sich per Videobotschaft.

Nazila Maroofian

Ein Bild, wie es den Menschen und insbesondere Frauen im Iran geht, zeigt die Geschichte Nazila Marrofians. Unsere Juso-AG gründete im Januar eine politische Patenschaft mit der jungen Journalistin aus dem Iran. Hilfe erhielten sie dabei von Aktivist:innen von Hanover for Iran.

Nazila

Kurz nach dem Tod von Jhina Mahsa Amini am 16. September 2022 führte die Journalistin Nazila Maroofian ein Interview mit dem Vater Aminis, welches sie trotz Druckes des iranischen Regimes veöffentlichte. Am 30. Oktober 2022 wurde Nazila wegen der Veröffentlichung festgenommen und ins Evin-Gefängnis in Teheran inhaftiert. Einen richtigen Gerichtsprozess erhielt Nazila nicht. Die Anklagepunkte wurden nur mündlich verkesen, lange Zeit war nicht eindeutig klar, weswegen Nazila genau im Gefängnis einsaß. Zudem erlitt Nazila während der Anklageverlesung einen Nervenzusammenbruch und musste medizinisch versorgt werden. Die Versorgung wurde durch Sicherheitskräfte aber vorzeitig abgebrochen.

Im Januar 2023 kam Nazila gegen eine Kaution aus dem Gefängnis frei. Während der Gefangenschaft erlitt Nazila, wahrscheinlich durch hohen Stress, zwei milde Herzinfarkte. Die Freilassung konnte durch einen Rechtsbeistand am 04. Januar erreicht werden. Vor dem 04. Januar hatte Nazila nicht ein Mal die Chance erhalten, sich vor Gericht zu verteidigen.

Am 28. Januar erfolgte eine erste Verurteilng Nazilas durch das Gericht. Neben einer Geldstrafe wurde ihr unstersagt, die nächsten fünf Jahre das Land verlassen zu dürfen.

Im Juli diesen Jahres wurde Nazilas Wohnung durchsucht. Unter anderem wurden ihr das Handy und der Laptop - Gegenstände, auf die Nazila für ihre journalistische Arbeit angewiesen ist - abgenommen. Am 08. Juli inhaftierte man Nazila erneut im Evin-Gefängnis in Teheran. Während der Gefangenschaft erlitt Nazila erneut gesundheitliche Probleme. Am 05. August erfolgte der Transport ins Krankenhaus, am 13. August die vorzeitige Entlassung aus dem Gefängnis gegen eine Kaution.

Nach der Freilassung postete Nazila ein Foto von ihr ohne Hijab, der Kopfbedeckung, sodass sie noch am selben Tag wieder verhaftet wurde. Die Haft dauerte drei Tage und endete am 16. August.

Nazila blieb politisch aktiv. Unter anderem verteidigte sie einen iranischen Sänger, der wegen seiner Texte im Gefängnis saß und dem die Todesstrafe drohte. So wurde sie, nun zum vierten Mal, am 30. August inhaftiert. Während der Verhaftung und in der Haft hätten Sicherheitskräfte des iranischen Regimes sie, nach eigenen Aussagen, sexuell misshandelt. Unter anderem deswegen begab sich Nazila in einen dreitägigen Hungerstreik. Ihr mutiger Protest zeigte Wirkung, als am 10. September gegen eine Kaution aus dem Gefängnis entlassen wurde.

Diesmal meldete sie sich ohne eine Foto von sich.

Wir danken den Aktivist:innen und allen Beteiligten der Kundgebung für ihr Engagement, ihren Mut und ihre Beharrlichkeit! Wir werden sie weiter unterstützen.